Heft 2

„Understanding (A.N.) Leontiev“:
historisch-methodologische Studien
zur Herausbildung der Tätigkeitstheorie
in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts

Peter Keiler

Bei den in diesem Heft vorgelegten ersten drei Beiträgen handelt es sich um Ausarbeitungen von Referaten, die ich 2005, 2006 und 2009 im Rahmen der jährlich im Haus Ohrbeck bei Osnabrück stattfindenden Workshops „Tätigkeitstheorie und kulturhistorische Schule“ gehalten habe. Sie dokumentieren die Wiederaufnahme meiner Beschäftigung mit den Konzeptionen A.N. Leont’evs (vgl. Keiler 1976; 1977; 1981; 1983; 1985; 1997a), die ich zwischenzeitlich unterbrochen hatte, um mich intensiver dem Studium der für die Begründung einer konsequent materialistischen Psychologie einschlägigen Arbeiten L. Feuerbachs sowie des Werks von L.S. Vygotskij zu widmen (vgl. hierzu ausführlicher Keiler 1997; 2002).
Motiviert wurde die erneute Hinwendung zu Leont’ev durch die Irritation, die ein Text (nicht nur) bei mir ausgelöst hatte, der 1998, mit einem Begleitkommentar von A.A. Leont’ev und D.A. Leont’ev versehen, in der Zeitschrift Voprosy psichologii veröffentlicht und dann von G. Rückriem in den 2001 von ihm herausgegebenen Band mit Frühschriften Leont’evs aufgenommen worden war. Sofern Leont’ev tatsächlich sein Verfasser war (was auf den ersten Blick zweifelhaft erschien), so wurde durch ihn die in der Vygotskij- und Leont’ev-Rezeption bis dahin dominierende Auffassung radikal in Frage gestellt, der mit dem Namen Leont’evs verknüpfte tätigkeitstheoretische Ansatz habe sich gewissermaßen „organisch“ aus der von Vygotskij inaugurierten „kulturhistorischen Theorie“ entwickelt (vgl. etwa Davydov & Radzikhovskii 1985, 35).
Stand die Auseinandersetzung mit diesem, von den Erstkommentatoren auf „nicht vor Ende 1936 und nicht später als 1938“ datierten, Text noch unter dem Motto „Understanding Leontiev’s understanding Vygotsky“, so wurde bereits in der Ausarbeitung des ihm gewidmeten Beitrags „’Beinahe eine Apologie’? – Anmerkungen zur Vygotskij-Kritik A.N. Leont’evs“ deutlich, dass die ursprünglich sehr eng gefasste, lediglich das Verhältnis Leont’evs zu Vygotskij betreffende Fragestellung ausgeweitet werden musste. Im Ergebnis eröffnete sich die Perspektive eines längerfristig angelegten Projekts zur Untersuchung der inneren und äußeren Bedingungen der Herausbildung der Tätigkeitstheorie in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, dessen erste Zwischenresultate in Form eines im direkten Anschluss an die Vorstellung des Projekts präsentierten „Vorschlags zur chronologischen Anordnung von Leont’ev-Texten aus den 30er Jahren“ (vgl. hierzu Heft 1/2010 dieses Journals) sowie im zweiten und dritten Beitrag dieses Heftes dokumentiert sind.

Der vierte Beitrag („Betrifft: ‚obšcenie’“) entstand aus der Notwendigkeit, Klarheit darüber zu gewinnen, wie ein für das Verständnis der Distanzierung Leont’evs von den Auffassungen Vygotskijs zentraler Begriff kontext-entsprechend ins Deutsche zu übertragen sei. Er fungiert gewissermaßen als durchgehender „Untertext“ für die drei anderen Beiträge.

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Inhalt

 


 

 

  • Peter Keiler
    Zur Einführung
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  • Peter Keiler
    "Beinahe eine Apologie"? – Anmerkungen zur Vygotskij-Kritik A.N. Leont’evs
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  • Peter Keiler
    Ludwig Noiré – ein vergessener (verdrängter?) Klassiker der Tätigkeitstheorie
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  • Peter Keiler
    A.N. Leont’evs „Materialien über das Bewusstsein“ (1936) als Schlüsseltext
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  • Peter Keiler
    Betrifft: „obšcenie“ 1. Mitteilung: Lexikalische Bedeutung und lexikalisches Umfeld
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